Unternehmensethik und Kartelle

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Kartelle - eine Auswahl, chronologisch sortiert

 
 
   

 

Volkwirtschaftliche Gedanken zu Kartellen und ethischem Unternehmertum

Unternehmen hält sich eine Volkswirtschaft - so die ökonomische Lehrmeinung - um Güter kostengünstig und bedarfsgerecht in Qualität und Quantität herzustellen. Das alternative Gegenstück wäre die staatliche Planwirtschaft. Die Aufgaben erfüllen Unternehmen aber nur im Wettbewerb, der sie zu Innovationen und preisgünstigen Herstellungsverfahren zwingt. Kein Unternehmen liebt den Wettbewerb, aber für die Wertschöpfung einer Volkswirtschaft ist er unabdingbar nach dem Verständnis auch einer sozialen Marktwirtschaft, wie sie das Stabilitätsgesetz von 1967 eingerichtet hat. Unethische Unternehmen, die Preis- oder Gebietsabsprachen treffen, vermindern die Konsumentenrente - der Anteil an der Wertschöpfung, der den privaten Haushalten im Gegensatz zu den Unternehmen zufließt - ein Maßstab für Wohlstand.

Was ethischen Verhalten bedingt, darüber haben Philosophen seit Jahrhunderten nachgedacht. Konzentriert formuliert es die "goldene Regel der Ethik": Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu. Kant forderte im Kategorischen Imperativ, dass jeder nach der Maxime handeln solle, durch die er zugleich wollen könne, dass sie allgemeingültiges Gesetz werde.

Vor diesem Hintergrund verbietet das Kartellamt Zusammenarbeit, die den Wettbewerb ausschaltet. Das Wettbewerbsrecht schützt den Wettbewerb, nicht den Wettbewerber. Die hohen Strafen zeigen deren volkswirtschaftliche Bedeutung. Dennoch - und das sollten Sie vor einer Investition in eine Firma bedenken -  sehen Sie unten, dass "renommierte" Firmen sich darum nicht um Regeln scheren, sondern die Konsumenten benachteiligen bzw. belügen, nicht nur in der Werbung. Eine „ethische" Branche mit Umweltfonds bzw. grünen Geldanlagen ist nicht automatisch anleger- oder kundenfreundlich, wenn Betrug und Missmanage-ment darin zu Milliardenverlusten führen (z. B. Solar Millennium, Prokon und viele andere mehr).

KARTELLE

2000: VW / 176 Mio. DM Strafe. Rückimporte von Autos aus der EU wurden systematisch verhindert, eine unerlaubte regionale Preisdifferenzierung. [6.7.2000 Hamburger Morgenpost]

BASF / 200 Mio. DM Strafe - Vitaminkartell in den USA [12.10.2000, Hamburger Abendblatt - "HA"]

Aldi , Wal-Mart, Lidl - Verbot der Lockangebote bzw. Dumpingpreise (Verkaufspreis unter Einkaufspreis, um die Konkurrenten aus dem MArkt zu drängen, damit später die Preise erhöht werden können) [HA 9.9.2000]

Transportbeton-Branche mit 69 Unternehmen / 370 Mio. DM Strafe. Quotenkartell bzw. Absprache von Mengen für bestimmte Regionen [adrem 4.2.2000 und HA 10.5.2001]

2001: Vitaminkartell II - 855 Mio. Euro Strafe, u. a. für BASF, Hoffmann-LaRoche, Solvay, Aventis [22.11.2001]

Graphitelektroden-Hersteller / 219 Mio. Euro, illegale Preisabsprachen [HA 19.07.2001]

Papierhersteller / 314 Mio. Euro Strafe (10 Unternehmen, Preisabsprachen) [HA 21.12.2001]

2002: Degussa / 118 Mio. Euro Strafe mit Aventis und Nippon Soda für ein 13-jähriges Preiskartell bei einer Aminosäure für die Futterherstellung. [HA 03.07.2002]

Deutsche Post AG / 572 Mio. Euro Strafe für Quersubventionen von staatlichen Geldern - das (staatlich festgesetzte) Briefporto subventionierte die defizitäre Paketsparte, [Juni 2002]

2003: VW / 116 Mio. Euro Strafe für Reimport-Behinderung aus Italien  

2005: 7 öffentlich-rechtliche Versicherer / 20 Mio. Euro Strafe sowie 10 private Versicherer / 130 Mio. Euro   wegen Absprachen bei Sachversicherungen für die Industrie (Verzicht auf Konkurrenzangebote) [HA 16.09.2005].

2010: 6 asiatische Flachbildschirmhersteller / 649 Mio. Euro Strafe für Preisabsprachen und Marktaufteilung [HA 09.12.2010]

2012: "Illegale Preisabsprachen finden wir kreuz und uer durch alle Branchen", sagte der Präsident des Bundeskartellamtes am 19.12.2012 [HA] 57 Firmen, 248 Euro Strafe gesamt

2013: Arzneimittelhersteller, u. a. Merck / 146 Mio. Euro Strafe für das Behindern von Generika [HA 20.06.2013]

Schienenhersteller, z. B. ThyssenKrupp, Voestalpine, Schreck-Mieves / 232 Mio. Euro Strafe wegen wegen Preisabsprachen [HA 24.07.2013]

Garnelenhersteller / 28 Mio. Euro Strafe für Preistreiberei und unerlaubter Zusammenarbeit [HA 28.11.2013], Unternehmen Stührk sowie niederländische Firmen.

Banken: Die Falschberatungen und Manipulationen von Kunden bei Bankberatung sind ein ganzes Kapitel für sich, einige Fälle finden Sie in meinem Blog oder hier.

2014: Melitta muss 55 Mio. Euro wegen Preisabsprachen bezahlen - Tchibo und Dallmayr müssen ebenfalls zahlen, alle zusammen 1459,5 Mio. Euro.  [HA 12.02.2014, S. 25] Die Zuckerhersteller müssen 280 Mio. Euro strafe zahlen für jahrelang abgesprochene Verkaufsgebiete bzw. Gebeitskartelle. Am meisten muss Südzucker zahlen, Nordzucker spielt Kronzeuge und erhält einen Strafrabatt.
Am Rande: Der ADAC fälscht Ergebnisse der "Lieblingsautos"

Die Deutsche Bahn wird Klage gegen Kartelle, die sie schädigten, einreichen. Schadenersatzklagen sollen bis ca.  1 Mrd. Euro(!) betragen, z. B. gegen Schienenhersteller, Kaffelieferanten und Brauereien.

Briefumschläge-Kartell: 5 Hersteller von Kuverts wurden zu 20 Mio. Euor Strafe verurteilt, da sie Preise und Märkte absprachen. [HA 12.12.2014]

2015: Süßigkeiten-Hersteller und Supermärkte - Hersteller haben mit illegalen "Druck"-Mitteln versucht, ihre Preisvorstellungen in die Supermärkte zu übertragen, z. B. mit der Drohung eines Lieferboykotts, Rückvergütungen, Stückprämien u. ä. Die Strafen des Kartellamts summieren sich auf 152 Mio. Euro. Betroffen: Edeka, Rewe, Jaufland, Metro, Aldi sowie Fressnapf, Das Futterhaus, die Hersteller Haribo, Ritter (Sport Schokolade), Johnson & Johnson, Dr. Kurt Wolff. [HA 19.06.2015]

 

Fazit: Betrug am Kunden ist weit verbreitet!

   
 
 

          

 
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